Vom Klo, Hunden und Erleuchtung im Alltag

Ja meditierst du auch täglich? Ich versuche es zumindest, Disziplin hilft da ungemein! Ja aber Yoga machst du? Mhm, ja ich versuche es gerade auch mit vegan und Rohkost. Und ja Minimalismus musst du auch mal probieren. Und dieses Jahr gehe ich noch auf 2 Retreats. Und du weißt schon, du musst positiv denken.

Tja ihr Lieben, auch in der spirituellen, ganzheitlichen Szene gibt es ungemein viele Anforderungen und To-Do´s. Und wie schnell kann man sich da schon mal schlecht vorkommen, dass man das mit der Tagesstruktur, der Ordnung, der ausgeglichenen bedürfnisorientierten, gesundernährenden, sportlichen, meditierenden Mama und natürlich auch der perfekten Partnerin nicht schafft. Zumindest mir geht es so. Oh da kommt die innere kritische Stimme oder der Top-Dog wie Fritz Perls in der Gestalttherapie sagen würde. Ich stelle mir da immer einen gefährlich aussehenden großen Hund vor, der ziemlich bösartig bellt. Ja und was der so alles meint und weiß. Dieser Hund kennt all die Anforderungen noch aus der Schulzeit, aus der Kindheit. Der sorgt schon dafür, dass er dir einheizt. Schließlich kannst du ja nicht immer so eine Couchpotato sein. (Vielleicht bemerkst du, dass in deinem Leben von außen auf sehr infiltrierende Art Normen, Standards und Moral eingebläut wurden). Carl Rogers spricht hier von einem Selbstkonzept. Es ist ein geschaffenes Konzept, das leider nicht unbedingt viel mit deinem wahren Sein zu tun hat. Diese Werte, Vorstellungen sind uns oft schon zu einer Zeit mitgegeben worden, da war der Körper, und das Gehirn mitnichten in einer Entwicklungsphase, da konnte das alles hauptsächlich im Unterbewusstsein abgespeichert werden. Ja und da bellt in dir ein Teil von dir dich an. Stundenlang, tagelang. Manchmal fällt es dir bewusst erst nach längerer Zeit auf. Mein Top- Dog kann ziemlich böse sein und sogar meine Kinder anbellen.

Ja und dann? Oh du hast einen Helfer an deiner Seite! Der liebe, arme Underdog. Siehst du ihn wie er da winselnd am Boden liegt. Ihm geht es gar nicht so gut. Wir könnten ihn mal bisschen verwöhnen. Er ist gut zu dir. Er ist auf deiner Seite. Er will nicht, dass du all die Forderungen erfüllen musst. Du wirst krank und kannst leider nicht all die Erwartungen erfüllen. Der Underdog hat viele Strategien entwickelt um sich und dich zu schützen, er hat einfach nicht genug Kraft, was da der Topdog so verlangt. Allerdings- je widerstandsfähiger, also bessere Eigensabotage der Unterdog betreibt, desto aggressiver der Topdog. Ja und mir geht es dann so, dass ich- wie in der Schulzeit gelernt- mich möglichst dünne mache, Energie runterschraube, weniger sehe, weniger höre. Ja ich kann dir sagen, dass provoziert unseren Aufpasser Hund ordentlich und der Underdog wiederum macht sich noch kleiner und winselnder. Ohje dieser spiralförmige Kreislauf nach unten.

Ja jetzt stehst du da, wolltest dein Leben besser machen, erleuchtet sein, ganzheitlich arbeiten und du bekommst es mal wieder nicht ganz auf die Reihe. Oder du bekommst es hin. Ja du bist wirklich sehr gut darin, du solltest eine 1plus bekommen. Aber sehen es auch die anderen? Nicht, na du hast Grund wütend zu sein!

Wut, Angst, Mutlosigkeit, Enttäuschung. Deine Erfahrungen widersprechen völlig deinem Selbst- oder Weltbild. Carl Rogers spricht bei dem Prozess von Inkongruenz. Bei diesen Differenzen haben wir (bei Perls der Underdog) aber gute Abwehrmechanismen entwickelt.

In allen kursierenden lebensverbessernden Ansätzen und besonders in spirituellen sehe ich Fallen. Fallen sein Ego zu füttern oder sein Selbstwertgefühl ordentlich zu unterbuttern. Und wieso? Weil es wieder Konzepte vom außen sind, die fast gewaltvoll nach innen gedrückt werden. Die ein Ideal erschaffen, ein Bild das zu sein hat. Eine Welt die zu sein hat. Das schafft Erwartungen, Enttäuschungen, Druck auf andere. Ein ewiger Kreislauf unserer kultivierten traumatisierten Gesellschaft.

Ja ok, jetzt hast du bis hierher gelesen und was hat das jetzt mit Erleuchtung im Alltag zu tun? Das klang doch alles eher etwas entmutigend und vielleicht nach komischen psychologischen Erklärungen. Und wann kommt das endlich mit dem Klo?

Ja wir haben in der Schule gelernt, wie man etwas von außen nach innen lernt. Jetzt geht es aber um dein Inneres, das nach außen will. (Das kann schon auch mal deine Ausscheidung sein. Im Darmtrackt wird schließlichnicht nur Essen sondern auch Emotion verdaut.) Dein Inneres will sich im Außen erfahren. Dein Körper, deine Seele, dein Geist all-eins will fließend lebendig sein. Das Leben fließt durchgehend. Spüre deine Lebendigkeit. Das heißt nicht, dass du dir neue Praktiken auferlegen musst. Meditation ist bewusst im Hier und Jetzt zu sein. Wenn du auf dem Klo sitzt, dann sitze da bewusst. Sitze da als säßest du zum ersten mal. Freue dich übers loslassen. Und wenn du willst setzt dich verkehrt herum aufs Klo. Wie du dich danach im Spiegeln anlächeln kannst! Es gibt nichts, was mich mehr im Hier und Jetzt ankommen lässt, als zu meiner stillen heimlichen Freude, Dinge anders zu machen, als es gewöhnlich ist. Das bringt dein ganzes Nervensystem in Aufruhr.

Meditation bedeutet also unter anderem, Deinen Geist über die Ausrichtung auf ein sogenanntes Meditationsobjekt zur Ruhe zu bringen.

Zum Anderen kann aber auch, auf einer höheren Ebene, der ‚Zustand der Meditation‘ eintreten. Dieses ist eine wundervolle Form der Einheit mit Dir, dem Moment und dem Sein.

Du erfährst Dich in Deinem natürlichen Zustand frei von Belastungen, was sich in Form von Frieden, Freude, Liebe und Glücklichsein ausdrücken kann.“

svapurna.de

Nun richte dich bitte auf dem Klo, deinem sogenannten Meditationsobjekt zur Ruhe aus. Und lasse die höhere Ebene des Zustands deiner Meditation eintreten. Diese wundervolle Form der Einheit mit Dir, dem Moment und dem Sein. Lass alles fließen. Du erfährst Dich in Deinem natürlichen Zustand frei von Belastungen, was sich in Form von Frieden, Freude (besonders beim verkehrten Sitzen), Liebe (besonders im ersten Moment Selbstliebe) und Glücklichsein (lächelndes Gesicht im Spiegel 😉 ) ausdrücken kann.

Du hast also mal schnell die höhere Ebene des Zustands der Meditation geknackt.

Beleuchte bitte deine inneren Bedürfnisse. Es darf leicht sein. Deine natürliche Lebendigkeit führt dich zu deinem Sein. So beruhigen sich auch alle Hunde und Selbst- / Weltkonzepte. Sie gehören eigentlich gar nicht in dich hinein. Vielleicht kannst du sie bei der nächsten Meditationssitzung auf dem Klo rauslassen und wieder der Welt zurückgeben. Und wenn sie noch nicht wollen, auch ok. Alles darf sein, solange du dir achtsam bedingungslos wertschätzend begegnest. Da gibt es noch viel Nachholbedarf.

Ich bin dann mal individiuell spirituell meditieren.

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